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Alias: [""]
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Tag: ["🤵🏻", "🇺🇸", "🇨🇭"]
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Date: 2024-02-18
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DocType: "WebClipping"
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Read:: [[2024-02-18]]
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# Helvetia: ein Schweizer Dorf in den USA mit Fasnacht und Urdemokratie
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![Das winzige Dorf in den Appalachen, das schweizerischer ist als die Schweiz](https://img.nzz.ch/2023/11/09/eac16dc7-2e30-4c64-baca-55ee5b320b52.jpeg?width=960&height=539&fit=bounds&quality=75&auto=webp&crop=6720,3776,x0,y701)
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Das winzige Dorf in den Appalachen, das schweizerischer ist als die Schweiz
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Vor rund 150 Jahren wanderte eine Handvoll Schweizer nach West Virginia aus und gründete im amerikanischen Hinterland einen Weiler namens Helvetia. Bis heute organisieren sie sich basisdemokratisch und feiern Fasnacht. Zugleich wird der idyllische Ort von der Apokalypse heimgesucht.
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Es ist, als würde man das Haus der Grosseltern irgendwo in der ländlichen Schweiz besuchen. Im Speisesaal der Gaststube «Hütte» stehen vergilbte Fotos und eine alte Kaffeemühle auf einem Gestell. An der Wand hängt ein gemalter Alpaufzug. In einem Hinterzimmer verstaubt ein Harmonium unter einer Petrollampe. Das Tischtuch ist rot-weiss kariert, und bald schon bringt die Serviererin das Menu: Sauerbraten, Rösti, Sauerkraut mit Apfelmus und Käse. Die «Hütte» steht in Helvetia, West Virginia.
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Der Ort existiert zweimal. Vermutlich kennen mehr Leute die fiktive Version aus dem bekannten Videogame «Fallout 76», einem Online-Rollenspiel. In diesem überleben die Menschen in einem Bunker einen Atomkrieg. «Helvetia» ist das postapokalyptische Trümmerfeld im Jahr 2102, das sie wieder besiedeln. Überlebende und Roboter irren durch eine atomar verseuchte Szenerie, in der die pedantisch imitierten Gebäude des wirklichen Helvetia erkennbar sind.
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## Nur noch 38 Einwohner und kein Handy-Empfang
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Das reale Appalachen-Dorf Helvetia hat gerade einmal 38 Einwohner. Schweizer Einwanderer liessen sich ab 1869 hier nieder, weil die hügelige Landschaft sie an die Heimat erinnerte. Helvetia ist so abgelegen, dass das Handy hier nicht funktioniert. Will man jemanden anrufen, fragt man im Restaurant, ob man das Festnetztelefon benützen dürfe, oder geht zur Telefonkabine mit Münzeinwurf in der Dorfmitte. Die Notrufnummer ist gratis.
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### Helvetia, West Virginia
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Braucht man Internet, geht man am besten in die Bibliothek, dort gibt es WLAN. Im Hinterzimmer ist das Helvetia Archive untergebracht. Dort kann man unter anderem die Original-Schweizer-Fahne besichtigen, die die Einwanderer vor 150 Jahren mitgebracht haben. Ein anderer wichtiger Treffpunkt ist das «Kultur-Haus». Es besteht aus dem Postbüro und dem Dorfladen, in dem auch eine Sammlung von Fasnachtsmasken aus Pappmaché ausgestellt ist. Neben lokal hergestelltem Käse und Honig finden sich im Laden Bücher wie zum Beispiel die Rezeptsammlung «Öppis Guets vu Helvetia». Es gibt allerdings niemanden mehr, der noch Schweizerdeutsch spricht.
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## Das Museum in Helvetia.
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## Clara Lehmann mit ihrer Tochter bei den Postfächern im Dorfladen.
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Das real existierende, friedliche Helvetia erscheint wie das Gegenteil des Videogame-Helvetia und überhaupt wie ein Gegenentwurf zum modernen, zerrissenen Amerika. Aber von nahe betrachtet, ist es nicht so einfach.
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Zu seinen besten Zeiten hatte Helvetia etwa 500 Einwohner. Das war um 1910, als viele von ihnen in den Kohleminen Arbeit fanden. Aber dann ging es bergab mit der Kohleindustrie, gegenwärtig schliesst die letzte Mine in der Umgebung. Viele Häuser in Helvetia sind verlassen und verlottern; die Bevölkerung ist überaltert. Die wenigen Kinder müssen im nahe liegenden Pickens zum Unterricht, das eigene Schulhaus schloss in den 1960er Jahren. Die Kirche steht zwar noch im Dorf, aber nur wenige kommen zum Gottesdienst. Die Jungen ziehen weg, weil es keine Arbeit gibt und weil sie das Leben hier als langweilig empfinden. Helvetia teilt dieses Schicksal mit vielen Orten in West Virginia, das als [viertärmster Gliedstaat](https://wisevoter.com/state-rankings/poorest-states/#:~:text=in%20the%20US-,Mississippi%20is%20the%20poorest%20state%20in%20the%20US,a%20poverty%20rate%20of%2018.7%25) der USA gilt. Die hier besonders verbreitete Opioidkrise hat auch in Helvetia Opfer gefordert.
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## In der Schule von Pickens, wo auch die Kinder aus Helvetia unterrichtet werden.
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## Die Kinder arbeiten im Garten der Schule in Pickens. Frisches Obst und Gemüse ist in West Virginia eine Seltenheit.
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Die Einwohner von Helvetia fürchten, dass ihre Heimat verschwindet – eine kollektive Todesangst. Selbst die Schule in Pickens ist auf ein kritisches Mass geschrumpft; wenn sie schliesst, wäre dies wohl das Ende des Dorfes. Keine Familie würde mehr hierherziehen, die Gemeinschaft würde irgendwann aussterben und dem postapokalyptischen «Fallout 76»-Helvetia ähneln. Das macht das Game, obwohl es aus einer anderen Welt kommt, für die Leute aus Helvetia zu einer unheimlichen Warnung. Vielleicht klammern sie sich deshalb umso mehr an ihre Traditionen, in der Hoffnung, dass alles beim Alten bleibt.
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## Nach dem Raclette singen sie «Gang rüef de Bruune»
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Am Abend lädt Dave Whipp zum Raclette. Nach dem Essen und ein paar Gläsern Wein holt Joe McInroy die Gitarre hervor und stimmt alte Schweizerlieder wie «Gang rüef de Bruune» an, mit stark amerikanischem Akzent. Die Texte wurden zwar über die Generationen hinweg überliefert, aber niemand versteht sie mehr. Und so haben sich Abweichungen eingeschlichen. Es ist wie beim Spiel «Stille Post»: Man flüstert der nächsten Generation etwas ins Ohr, die das Gehörte so genau als möglich weitergibt, und trotzdem hat das, was am Ende herauskommt, kaum mehr etwas mit dem Anfang gemein.
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## Nach dem Raclette bei Dave Whipp (stehend) singen die Gäste alte Schweizerlieder zur Gitarrenbegleitung von Joe McInroy.
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## Im blauen Gebäude befinden sich die Post und der Dorfladen.
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Dave Whipp ist so etwas wie der Dorfhistoriker. Seine Führung durch Helvetia beginnt bei einer alten Holzhütte auf einer Wiese. Hier kam die Vorhut der Einwanderer im Spätherbst 1869 an. Vierzehn Männer und eine Frau hatten sich in einer beschwerlichen Reise von New York hierher aufgemacht. Sie bauten diese Blockhütte von etwa drei auf drei Metern, wo sie das erste Jahr in einem einzigen Raum verbrachten. Dann kamen die anderen nach. 1871 lebten 32 Personen hier.
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Bald folgten weitere schweizstämmige Einwanderer aus anderen Teilen der USA wie auch aus Kanada, manche kamen sogar direkt aus der Schweiz. Es waren viele qualifizierte Berufsleute unter ihnen: Maurer, Zimmerleute, Maler, Käser, Lehrer, Musiker, Pfarrer, Ärzte, Uhr- und Schuhmacher. Diese Konzentration von verschiedensten Fähigkeiten zog weitere Zuwanderer an, und 1874 war die Bevölkerung schon auf 308 angewachsen. Auf dem Dorffriedhof findet man vertraute Namen: Wenger, Roth, Daetwyler, Arnett, Hofer, Bürki.
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## Clara Lehmann kehrte aus Chicago nach Helvetia zurück
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Eine der wenigen, die weggingen und zurückkamen, ist Clara Lehmann. Sie wurde in Helvetia geboren. «Aber in meiner Jugend wollte ich bloss weg», sagt die heute 38-Jährige. Sie ging nach Minnesota, studierte Kunst, traf dort ihren Mann Jonathan und zog mit ihm nach Chicago. «Es gefiel mir gut, aber dann passierte etwas Unerwartetes: Ich bekam Heimweh nach Helvetia.»
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Sie wagten einen untypischen Schritt. Sie zogen von der Millionenstadt ins Dorf und gründeten eine Videoproduktionsfirma namens Coat of Arms (auf Deutsch: Wappen). Ist es nicht seltsam, ausgerechnet in diesem abgeschiedenen Weiler, wo schon ein Internetanschluss eine Herausforderung darstellt, in so einer modernen Branche mitmischen zu wollen? «Das dachten wir erst auch», sagt Lehmann. «Aber nun stellt sich heraus, dass gerade dieser Peripheriestandort ein Vorteil ist: Das Leben abseits der Metropolen macht uns anders. Durch unsere [überraschenden Zugänge](https://www.viddsee.com/video/called-home/8xs6k) stechen wir aus dem Mainstream heraus.»
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## Das Leben fliesst gemächlich dahin wie ein Bach
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Einen Polizisten gebe es in Helvetia nicht, sagt Clara. «Bei einem Problem wendet man sich besser an einen Nachbarn, der eine Waffe besitzt. Der nächste Polizeiposten ist eine Stunde entfernt.» Auch medizinische Notfälle sind – trotz einer kleinen Krankenstation – eine Herausforderung. «Man ruft dann den Ambulanzwagen, fährt ihm aber schon einmal entgegen. Auf halber Strecke übergibt man den Patienten dem Sanitäter.»
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## Clara Lehmann arbeitet von Helvetia aus als Videoproduzentin.
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## Ein Harmonium und alte Fotos im Restaurant «The Hütte».
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Die Abgelegenheit und die winzige Einwohnerzahl haben dazu geführt, dass der Ort von den USA gewissermassen vergessen wurde. Helvetia ist [«unincorporated»,](https://www.rampagelaw.com/blog/2021/11/what-is-the-difference-between-a-town-being-incorporated-or-unincorporated/#:~:text=If%20a%20town%20is%20unincorporated,officials%20at%20the%20town%20level.) das heisst, nicht in die Verwaltung eingegliedert. Negativ gesagt abgehängt, positiv gesagt auf sich gestellt und frei. Einen Gemeindepräsidenten oder eine politische Verwaltung sucht man vergeblich. Einmal wählten die Bewohner zum Spass den Dorfhund Jessie zum Bürgermeister. Die öffentlichen Belange werden durch Klubs geregelt. Ihre Mitglieder sind unbezahlte Freiwillige. Die Bewohner achten darauf, dass niemand zu mächtig wird. Die direkte Demokratie schweizerischer Prägung entwickelte sich hier zu einer Art friedlicher Anarchie. Dazu passt, dass viele Bewohner sich weder als Republikaner noch als Demokraten sehen und bei den Wahlen eher auf die Person und ihr Programm als auf die Parteizugehörigkeit achten.
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Während Tagen steht ein Knabe mit seiner Fischerrute am Buckhannon-Bach bei der Dorfbrücke und versucht eine Forelle zu fangen. Es ist offenbar immer dieselbe, er sieht sie herumschwimmen, aber sie will einfach nicht anbeissen. «Ich habe Zeit», sagt er und wartet geduldig. Am gegenüberliegenden Ufer hat eine Frau einen Klappstuhl aufgestellt, badet die Füsse im Wasser und winkt den Vorbeigehenden zu. Der Spa-Bereich von Helvetia.
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## Die Brücke führt zum Dorfladen von Helvetia, wo man auch telefonieren kann.
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## Vor dem Tanz in der «Star Band Hall».
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Aber wer meint, das Leben hier sei monoton und alle Helvetier glichen sich, täuscht sich. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass nicht nur Clara und Jonathan, sondern eigentlich alle «untypisch» sind.
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## Der Armeeveteran hütet jetzt die Alphörner
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Thrayron Morgan stellt Käse her. «Ich habe das Rezept von meiner Grossmutter», sagt sie. Aber ähnlich wie bei den Liedern haben sich auch hier im Laufe der Überlieferung Abweichungen eingeschlichen. Der Käse ist gut, mit Schweizer Käse hat er allerdings nicht mehr viel gemeinsam. Alle warnten uns davor, zu früh an ihre Türe zu klopfen. Sie ist offenbar als Einzige im Dorf eine Langschläferin. Zusammen mit ihrem Mann hütet sie in ihrem Haus einen der Schätze von Helvetia: die zwei Alphörner. Anlässlich ihrer silbernen Hochzeit gönnten sie sich eine Schweizreise und kauften im Auftrag des Dorfes ein handgefertigtes Alphorn. Es kostete die Gemeinschaft ein Vermögen. Spielen können Thrayron und ihr Mann Russell das Instrument nicht, dafür wartet er mit einer anderen Überraschung auf: «Taler swinging», wie er es nennt. Er holt ein Milchbecken und einen Fünfliber Jahrgang 1968 hervor und lässt ihn kreisen wie ein echter Appenzeller.
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## Thrayron Morgan stellt Käse nach Schweizer Tradition her, den ihr Mann Russell portioniert.
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## Russell und Thrayron Morgan sind die Wächter der zwei Alphörner im Dorf.
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Dabei ist er ein waschechter Amerikaner. Er diente über vierzig Jahre in der US-Army und war in Afghanistan, Honduras und Ägypten stationiert. Dem helvetischen Sog kann sich hier offenbar niemand entziehen. Er trifft sich auch gerne mit Freunden zum Jass. «Vielleicht werden die Traditionen hier sorgsamer gepflegt als in der Schweiz selbst», sagt Thrayron.
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In der Nähe wohnt Nancy Gain mit ihrem Mann und den zwei Enkeltöchtern, die gerade die Schafe füttern und die Eier aus dem Hühnerstall holen. Sie zieht einen Bildband über Schweizer Trachten aus dem Gestell. Auf Basis der Fotos und der Beschreibungen schneidert sie mit anderen Frauen zusammen die traditionellen Kleider für die Feste. Am Nachmittag ziehen sich die Mädchen um und treffen sich mit Claras Töchtern in der «Star Band Hall» zum Volkstanz. Weil es an Knaben mangelt, müssen zwei der Mädchen deren Rolle einnehmen.
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## Nancy Gain näht auf ihrem Bauernhof Schweizer Trachten, auch für ihre Enkeltöchter.
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## Die Töchter von Clara Lehmann und die Enkeltöchter von Nancy Gain vor der «Star Band Hall» in ihren Schweizer Trachten.
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## Der Einbruch der Moderne in Form von «Fallout 76»
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Die «Fallout 76»-Geschichte begann damit, dass ein Fahrzeug mit einer Kamera auf dem Dach kreuz und quer durch Helvetia fuhr, ohne dass die Bewohner wussten, worum es ging. «Dann tauchten plötzlich seltsame Typen im Restaurant auf, die morbide Fragen stellten – nach dem Friedhof, Todesfällen und so», erinnert sich die Filmproduzentin Clara Lehmann. Es stellte sich heraus, dass 2018 das Computergame namens «Fallout 76» auf den Markt gekommen war; es wurde auf Anhieb von etwa 14 Millionen Gamern gespielt, die ihre Figuren durch den Ort bewegen, der bis ins Detail [Helvetia nachgebildet](https://fallout-archive.fandom.com/wiki/Helvetia) ist.
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Das führte dazu, dass 2019 zum Höhepunkt des Kalenders in Helvetia, einer Kombination aus Fasnacht und Sechseläuten, massenhaft Gesichter auftauchten, die man hier noch nie gesehen hatte. An diesem Fest tragen die Bewohner selbstgebastelte Pappmaché-Masken und verbrennen eine Puppe, die den Winter symbolisiert. Normalerweise stehen Einheimische und zwei-, dreihundert Besucher aus den umliegenden Orten um das Feuer. Aber dann kamen auf einmal 2000 Personen, vorwiegend «Fallout 76»-Fans. Die Bewohner von Helvetia waren überfordert. Die Gamer trugen zum Teil futuristische Kostüme, die vom Computerspiel inspiriert waren. Sie wollten sogar einen eigenen «Fallout 76»-Umzug durchführen. «Wir diskutierten das Anliegen an einer Gemeindeversammlung», sagt Lehmann. Beim Balanceakt zwischen Bewahrung und Innovation entschieden sie sich gut schweizerisch für einen Kompromiss: «Wir kamen zum Schluss, dass wir eine spezielle Tour für die Gamer anbieten werden, aber den Charakter des Festes und des Dorfes beibehalten wollen.»
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## Der Dorfladen mit den Fasnachtsmasken.
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## Helvetia ist bekannt für seine Fasnacht und die selbstgefertigten Masken aus Pappmaché.
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